Quantitative Sozialforschung
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Neue Publikation: "To the Fifties and Back Again? A Comparative Analysis of Changes in Breadwinning Arrangements during the First Year of the COVID-19 Pandemic in Four European Countries"

30.05.2025

Erlebten gegengeschlechtliche Paare während der COVID-19-Pandemie einen Rückfall in traditionelle Ernährer-Arrangements?

 

In ihrer Studie "To the Fifties and Back Again? A Comparative Analysis of Changes in Breadwinning Arrangements during the First Year of the COVID-19 Pandemic in Four European Countries" untersuchen Giulia M Dotti Sani, Claudia Schmiedeberg und Ariane Bertogg, wie wirtschaftliche Unsicherheit geschlechterbezogene Einstellungen beeinflusst. Im Fokus steht dabei, ob gegengeschlechtliche Paare während der COVID-19-Pandemie kurz- und mittelfristige Rückfälle in traditionelle Ernährerarrangements erlebten.

Die Autorinnen formulieren die folgenden Hypothesen:

  1. Während der Pandemie kam es zu einer Verschiebung hin zu einer traditionelleren Arbeitsaufteilung.
  2. Diese Traditionalisierung ist vorübergehend, wobei Paare diese Veränderung eher in der frühen Phase der Pandemie als in der späteren Phase erleben.

Die Untersuchung basiert auf Daten aus Längsschnittstudien vier europäischer Länder aus der Pandemiezeit: Finnland, Deutschland, Niederlande und Vereinigtes Königreich. Die abhängige Variable erfasst die Veränderung in der Aufteilung der bezahlten Arbeit des Paares hin zu einer traditionelleren: unterschieden wurden Paaren oder Einzelpersonen, deren Aufteilung sich während der Pandemie zu einer traditionelleren veränderte, und solche, die keine Veränderung aufwiesen oder deren Umstände sich hin zu einer gleichberechtigteren Aufteilung der bezahlten Arbeit veränderten. Es wurden zwei erklärende Faktoren untersucht: das Bildungsniveau der Frau und die Kombination der Bildungsniveaus beider Partner.

Die Ergebnisse bestätigen frühere Studien, die auf einen (mäßigen) Rückgang der Erwerbsbeteiligung von Frauen hinweisen, und damit auf eine Re-Traditionalisierung hindeuten. Dieser Effekt ist jedoch relativ gering. Die Re-Traditionalisierung scheint in allen Ländern zu Beginn der Pandemie stärker zu sein, mit Ausnahme des Vereinigten Königreichs, wo die Re-Traditionalisierung während des Lockdowns zunahm. Es wurde keine schützende Wirkung der tertiären Bildung der Frauen oder ihrer Partner in Bezug auf die Re-Traditionalisierung festgestellt. Die COVID-19-Pandemie scheint insgesamt nicht zu einer Verschärfung bereits bestehender sozialer Ungleichheiten bei der Aufteilung der Erwerbsarbeit durch Paare geführt zu haben. Darüber hinaus stellen die Autoren die Hypothese auf, dass Veränderungen auch in Richtung Enttraditionalisierung gehen können.

Die Ergebnisse der Studie liefern wichtige Hinweise darauf, wie pandemiebedingte politische Maßnahmen zu Geschlechterungleichheit oder Re-Traditionalisierung führen können.

Der Artikel ist in Work, Employment and Society erschienen.