Neue Publikation: "Merit, Need, Entitlement? Investigating Fairness of Housing Evaluations"
18.11.2024
Leistung, Bedarf, Status? Eine Studie zu Gerechtigkeitsbewertungen ungleicher Wohnbedingungen
Felix Wolter analysiert in seiner neusten empirischen Studie die Gerechtigkeitsbewertungen von ungleichen Wohnverhältnissen durch unterschiedliche Individuen bezüglich der drei Prinzipien der Verteilungsgerechtigkeit: Leistung, Bedarf und Status. Zudem untersucht er, ob unterschiedliche Maßstäbe nach Geschlecht und Berufsstatus bei der Bewertung angelegt werden („double standards“).
Der Analyse liegt ein faktorielles Survey-Experiment zugrunde. Mittels einer Online-Umfrage unter 1.154 zufällig ausgewählten Einwohnern der Stadt Konstanz wurde ein Vignetten-Experiment durchgeführt. In diesem bewerteten die Befragten beispielhafte Wohnkonstellationen von fiktiven Personen hinsichtlich ihrer wahrgenommenen Gerechtigkeit (siehe Table 1). Dabei wurden wurden leistungs-, bedarfs- und gruppen-/statusbezogene Merkmale sowie die Wohnverhältnisse experimentell variiert.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Befragten mehrere Gerechtigkeitsprinzipien bei der Beurteilung von Wohngerechtigkeit anwenden. Zudem scheinen sie sich recht einig zu sein bezüglich ihrer Gerechtigkeitsbewertungen. Dem Prinzip der Bedürfnisgerechtigkeit (Kinder) wird außerdem eine größere Wichtigkeit beigemessen als dem der Leistungsgerechtigkeit (berufliche Leistung). Letzteres wird durch den starken Effekt von welchen Wohnfläche und Mietkosten gestützt. Geschlechtsspezifische und statusabhängige „double standards“ lassen sich in der Stärke der Gewichtung von beruflicher Leistung erkennen.
Der Autor hebt die Relevanz weiterer zukünftiger Forschungen hervor, welche nicht nur versuchen sollten, die in dieser Studie dargestellten Ergebnisse zu replizieren, sondern auch die Analyse auf verschiedene soziale und geografische Kontexte auszuweiten und weitere Faktoren zu berücksichtigen.
Die vollständige Publikation in der Zeitschrift für Soziologie ist hier abrufbar.