Quantitative Sozialforschung
print

Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Umwelteinstellungen und Umweltverhalten

Der Zusammenhang zwischen Umweltbewusstsein und Umweltverhalten ist häufig Gegenstand umweltsoziologischer Forschung. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit sich umweltbezogene Einstellungen in umweltrelevanten Verhaltensweisen niederschlagen. Ein verbreiteter Befund ist, dass Personen sich durchaus umweltbewusst verhalten, sofern ihnen dadurch keine (oder nur geringe) Mehrkosten entstehen. Immer wieder stellt sich in verschiedenen Kontexten die Frage, wie genau dieser Zusammenhang ausgestaltet ist. Wie also ist das Zusammenwirken von Einstellung, Kosten und Verhalten zu modellieren?

Unter dem Schlagwort der „Umweltgerechtigkeit“ wird in diesem Zusammenhang vermehrt auch das Verhältnis aus Betroffenheit und Verursachung von Umweltbelastungen behandelt. Dabei mag ein Auseinanderfallen der Verursachung von Umweltbelastungen und der Betroffenheit von ihren Folgen die erfolgreiche Reduktion von Umweltbelastungen hindern. Unter welchen Bedingungen aber finden wirksame Umweltschutzmaßnahmen dennoch breite Zustimmung? Welche Rolle spielen dabei sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Kosten oder individueller Nutzen aus solchen Maßnahmen?

Ein wichtiger Aspekt umweltrelevanten Verhaltens ist die Verkehrsmittelwahl. Ein Fokus des Projekts liegt in der Erforschung von Mobilitätsverhalten und damit verbundener Einstellungen. Welche Einflussfaktoren sind für die umweltgerechte Verkehrsmittelwahl relevant? Trägt Umweltbewusstsein zur erhöhten Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei? Welche Einstellungen existieren gegenüber Maßnahmen zur Reduktion der straßenverkehrsbedingten Umweltbelastungen in Innenstädten, wie etwa der Einführung einer City-Maut?

Vor kurzem (Dezember 2022) wurde eine Befragung der Allgemeinbevölkerung in Bayern und Sachsen durchgeführt, in der u.a. Umwelteinstellungen, Sorgen vor hohen Energiepreisen und weitere für die Umweltpolitik relevante Aspekte abgefragt wurden. Wir sind derzeit noch mit Auswertungen beschäftigt.

Im Juli 2022 haben wir zudem eine Befragung der Allgemeinbevölkerung zur Nutzung und Einstellungen zum 9-Euro-Ticket durchgeführt: Wie häufig und für welche Zwecke nutzen Befragte das 9-Euro-Ticket? Werden tatsächlich Wege, die vormals mit dem Auto zurückgelegt wurden, substituiert? Und welche Hürden bestehen weiterhin für die Nutzung von Bus und Bahn? Darüber hinaus werden Einstellungen und Gerechtigkeitsvorstellungen zu unterschiedlichen mehr oder weniger klimafreundlichen Lebensstilen erhoben, sowie die Bereitschaft zu individuellen Verhaltensänderungen. Ein erstes Papier dazu befindet sich derzeit in Begutachtung.

Siehe auch: Umweltstudie Bayern

Publikationen:

Thiel, F., 2020: Die Low-Cost-Hypothese. Ein empirischer Test am Beispiel der Befürwortung einer City-Maut. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (61), doi: 10.1007/s11577-020-00712-0

Thiel, F., 2021: Support for city road tolls: a question of self-interest? In: A. Franzen, S. Mader (eds.): Research Handbook on Environmental Sociology. Cheltenham, UK: Edward Elgar Publishing. doi: https://doi.org/10.4337/9781800370456.00026

Projektbeteiligte: Katrin Auspurg katrin.auspurg@lmu.de; Fabian Thiel fabian.thiel@lmu.de